
Der Bayerische Rundfunk (BR) distanziert sich von der Live-Show „Tödliche Liebe“. Foto: Matthias Balk/dpa
Datum: 23.05.2025
Bayerischer Rundfunk zieht sich bei True-Crime-Show zurück
Für die Live-Show „Tödliche Liebe“ des Podcast-Duos Jacqueline Belle und Alexander Stevens gab es deutliche Kritik. Jetzt reagiert der Bayerische Rundfunk.
Nach der öffentlichen Kritik an der Live-Show des „Bayern 3 True Crime“-Podcasts hat der Bayerische Rundfunk (BR) nun entschieden, sein Logo dafür nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Der Lizenzvertrag soll „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ auslaufen, das geht aus der Berichterstattung des Onlinemagazins „Übermedien“ hervor.
BR-Moderatorin Jacqueline Belle und Strafverteidiger Alexander Stevens haben für ihre Live-Show „Tödliche Liebe“ einen Mordfall derart ausgeschlachtet, dass sich die Schwester des Opfers öffentlich zu Wort meldete, sowohl der WEISSE RING als auch „Übermedien“ berichteten.
„Ins Loch gefallen“ sei sie, als sie vom Inhalt der Show erfahren habe, sagt sie dem WEISSER RING Magazin. Wenige Wochen vor dem Tour-Start habe Belle mit ihr telefoniert und um eine Stellungnahme für die Show gebeten, sagt die Schwester. Sie habe Belle gebeten, auf die Darstellung ihres Falls zu verzichten. „Das letzte Gespräch mit ihr habe ich heulend beendet.“ Das Duo hat den aus zahlreichen Schlagzeilen bekannten Fall in der Show zwar anonymisiert, aber nicht darauf verzichtet.
Die Schwester schaltete eine Anwältin ein, die ein Schreiben an den Bayerischen Rundfunk schickte, in dem sie forderte, dass keine Bilder aus der Originalakte in der Show gezeigt werden. Die Antwort des Senders: Der BR könne als Lizenzgeber der Show nicht in das Bühnenprogramm eingreifen, sehe aber auch keinen Anlass dafür. Opferrechte würden nicht verletzt, das Leid der Angehörigen nicht relativiert. Immerhin sagten Belle und Stevens daraufhin zu, keine Originalbilder aus der Akte mehr zu nutzen.
Das Duo nutzte in seiner Show den Kriminalfall, um einem Event-Publikum einen unterhaltsamen Abend zu bieten. In der Show wurden laut Bericht des WEISSER RING Magazins Elemente verwendet, die das rechtskräftige Urteil in Frage stellen: beispielsweise das Abstimmen über die Schuld des Täters per Smartphone oder das aufgezeichnete Täter-Interview, in dem dieser seine Version darstellt. Solche Elemente schüren unnötig Zweifel am Rechtssystem und sind eine Zumutung für Angehörige. Die Berichterstattung über die Show hat auch die Politik auf den Plan gerufen, der Bayerische Landtag fordert einen „verbesserten Opferschutz“.
Laut „Übermedien“ wollen Stevens und Belle auf den Fall künftig im Programm verzichten, bis April 2025 wurde diese Änderung noch nicht umgesetzt. Die Begründung war allerdings nicht die Einsicht, den Opferschutz missachtet zu haben. Der Anwalt des Moderatoren-Duos teilte „Übermedien“ mit: Der Fall wird ersetzt, weil die Medienpräsenz der Schwester die Frage aufgeworfen habe, „ob die bislang umgesetzte Anonymisierung unter diesen Umständen weiterhin aufrechterhalten werden kann“.
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