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Ein Journalist will den Mord an seinem Onkel aufklären
Podcast/ARD Audiothek
Als Robert Pfeffer am 24. Mai 1979 seine Wohnung in Beirut verlässt, hat er keine Chance zu überleben. Auf der Straße eröffnet ein Killerkommando das Feuer. Der 38-Jährige, der erfolgreich als Korrespondent gearbeitet hat, wird erschossen.
Mehr als 40 Jahre später begibt sich sein Neffe Kilian Pfeffer auf Spurensuche und nimmt die Hörerinnen und Hörer im Podcast „Zwei Schüsse ins Herz – Warum musste mein Onkel sterben?“ mit. Der Weg führt in ein paar Sackgassen und ist mühsam, aber immer interessant. ARD-Journalist Pfeffer durchsucht Archive, wertet den Nachlass seines Onkels aus, Bilder, Briefe, Artikel. Pfeffer spricht mit Weggefährten, Ermittlern und sucht in Jordanien sogar den Ex-Chefpropagandisten der Volksfront zur Befreiung Palästinas auf. „Er hatte ja viele geheimnisvolle Projekte“, meint ein früherer Kollege über den Onkel. „Er muss zwischen die Fronten geraten sein“, sagt eine ehemalige BKA-Beamtin.
Nach und nach erfährt der ermittelnde Angehörige: Robert Pfeffer wollte offenbar ein Buch über Terrorismus schreiben, über Carlos den „Schakal“ sowie Wadi Haddad, der in den 1970er Jahren Flugzeugentführungen plante.
Die intensive Recherche zeichnet den Siebenteiler aus, aber auch die besondere Perspektive eines Hinterbliebenen, der zugleich Journalist ist. Nachdem er sich immer wieder Fragen zum Tod seines Onkels gestellt hat, beschließt Pfeffer, sich nicht mit der Ungewissheit und einer passiven Rolle als Opferangehöriger abzufinden, sondern aktiv zu werden, zu recherchieren. Dabei legt er seine Gefühle offen und reflektiert sie. Seine Wut darüber, dass niemand dem Fall richtig nachgegangen ist. Seine Erschütterung darüber, dass sich sein Onkel in den letzten Lebenstagen bedroht fühlte. Seinen Ärger über sich selbst, als er glaubt, eine Spur verloren zu haben. Seine Trauer. Und er hinterfragt, inwiefern die emotionale Betroffenheit seine Arbeit beeinflusst.
Gleichzeitig erzählt der Podcast Wissenswertes etwa über Konflikte im Nahen Osten oder den Journalismus in jenen Jahren bei Magazinen wie dem „Stern“, wo der Druck, spektakuläre Geschichten zu liefern, hoch war.
Der Fall liegt Jahrzehnte zurück; die Quellenlage war schlecht. Auch wenn er einige Enttäuschungen hinnehmen muss: Pfeffer gelingt es, Erstaunliches herauszufinden – und Fragen, die ihn seit langem beschäftigten, endlich zu beantworten.
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