Es braucht Vielfalt in der Opferhilfe

Paulina Haug unterstützt den WEISSEN RING seit 2022 als Opferberaterin in Konstanz

Paulina Haug

Paulina Haug engagiert sich seit 2022 ehrenamtlich beim WEISSEN RING. Sie begleitet Opfer zu Vernehmungen und Gerichtsterminen. Als Landesjugendbeauftragte organisiert sie Treffen und Projekte der Jungen Gruppe in Baden- Württemberg. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf den Bereichen Aufklärung und Prävention.

Wie bist Du zum WEISSEN RING gekommen?

Mein Interesse an der Arbeit des Vereins entstand mit dem Beginn meines Jurastudiums. Ich habe schnell festgestellt, dass es im Rahmen der Strafverfolgung hauptsächlich um den Täter geht. Das Opfer bleibt meistens sich selbst überlassen. Es ist nicht einfach, sich mit den ganzen Rechtsnormen und dem Ablauf eines Strafverfahrens zu beschäftigen. Aber genau das ist es, was von Opfern erwartet wird, wenn sie ihre Rechte geltend machen wollen. Ich empfand diesen Zustand als ungerecht und wollte etwas dagegen unternehmen. So bin ich auf den WEISSEN RING gestoßen. Seit Frühjahr 2022 unterstütze ich als Opferberaterin die Außenstelle Konstanz. Außerdem bin ich aktuell eine der Landesjugendbeauftragten in Baden-Württemberg.

Warum ist der Verein auch für junge Menschen interessant?

Er gibt ihnen die Chance, sich in einem etablierten, bundesweit vernetzten Hilfssystem zu engagieren. Man wird nicht nur als Opferhelferin gebraucht, sondern kann auch eigene Perspektiven in die Präventions- oder Öffentlichkeitsarbeit einbringen. Der Verein bietet eine strukturierte Ausbildung, professionelle Begleitung und echte Wertschätzung für das Engagement. Es ist wichtig, dass sich auch junge Menschen beteiligen, weil Vielfalt bei der Opferhilfe essenziell ist. Insbesondere jüngere Opfer fühlen sich eher verstanden, wenn sie auf junge Mitarbeitende treffen.

Gibt es Fälle, die Dich besonders beschäftigt haben?

Ja, meistens sind das Fälle, die eine gewisse Nähe zu meinem eigenen Leben haben, beispielsweise wenn ich Studentinnen berate.

Wie würdest Du Deine Arbeit beim WEISSEN RING in drei Worten beschreiben?

Erfüllend, herausfordernd, nah am Menschen.

Was würdest Du Dir für Kriminalitätsopfer wünschen? Was muss sich aus Deiner Sicht verbessern?

Ich wünsche mir für Kriminalitätsopfer vor allem, dass sie gesehen, gehört und ernst genommen werden, ohne Schuldgefühle und ohne Scham. Sie sollen wissen, dass sie Halt in der Gesellschaft erfahren, nicht allein sind. Ich sehe hier vor allem bei Gerichtsverfahren Verbesserungsbedarf. Sie müssen opfergerechter werden. Außerdem sehe ich im digitalen Raum Nachholbedarf. Cybermobbing, digitale sexualisierte Gewalt und Hasskriminalität betreffen besonders junge Menschen, doch es fehlen oft spezialisierte Anlaufstellen.