Die sieben wichtigsten Erkenntnisse aus unserer Recherche
Monatelang hat die Redaktion des WEISSEN RINGS zu True Crime recherchiert – und so erstmals ein detailliertes Lagebild erstellt.

Foto: Alexander Lehn
#1 True Crime boomt.
True Crime kommt zunehmend auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Mehr als jede zweite lokale Zeitungsredaktion hat bereits ein regelmäßiges Angebot oder plant zeitnah eines. Das hat eine Umfrage der Redaktion des WEISSEN RINGS ergeben.
#2 Millionen Menschen hören, schauen oder lesen True Crime.
Ein paar Beispiele nach Angaben von True-Crime-Machern: Die Videos des YouTube-Kanals „Insolito“ wurden insgesamt mehr als 55 Millionen Mal aufgerufen, der Podcast „Verbrechen von nebenan“ erreicht monatlich „mehrere Millionen“ Hörer, die Zeitschrift „Stern Crime“ startete 2015 gleich mit einer Auflage von 150.000 Exemplaren.
#3 „Wahre Verbrechen“ sind für Medien „Ware Verbrechen“.
Medienhäuser verkaufen mit True Crime Werbeblöcke, die bekanntesten True-Crime-Podcasts wie „Mordlust“ gehen auf Tournee, namhafte Marken wie „Zeit Verbrechen“ bieten Fan-Artikel wie Fußmatten oder Adventskalender an.
#4 True Crime bedeutet meistens Mord und Totschlag.
Drei Viertel der deutschen True-Crime-Podcasts beschäftigen sich mit Tötungsdelikten. Nur selten kommen andere Straftaten vor wie Raub (drei Prozent), Wirtschaftskriminalität (zwei Prozent) oder häusliche Gewalt (0,33 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Datenanalyse des WEISSEN RINGS.
#5 True Crime ist mitunter (zu) schnell gemacht.
Mit True Crime können Zeitungen und Verlage nicht nur hohe Reichweiten erzielen – die Aufarbeitung abgeschlossener Kriminalfälle ist auch verhältnismäßig einfach zu recherchieren und produzieren: Texte und Bilder aus dem Archiv werden neu aufbereitet, in Podcasts interviewen sich Redaktionsmitglieder gegenseitig und schildern ihre Erinnerungen.
#6 Opfer und ihre Interessen spielen bei True Crime häufig keine Rolle.
Wenn Journalistinnen oder Journalisten über zurückliegende Kriminalfälle berichten, binden sie Opfer und ihre Angehörigen häufig nicht ein. Das bestätigen True-Crime-Macherinnen und -Macher in einer Umfrage des WEISSEN RINGS. Nicht selten stoßen Betroffene zufällig beim morgendlichen Zeitungslesen oder abendlichen Fernsehgucken auf „ihren“ Fall. Auf eine Umfrage des WEISSEN RINGS unter Lokalzeitungen meldeten sich zwar nur wenige Redaktionen zurück – die Mehrheit dieser Rückmelder gab aber an, für True-Crime-Formate keinen Kontakt zu Betroffenen aufzunehmen.
#7 Täter haben größere Rechte als Tote.
Mörder, die aus der Haft entlassen werden, müssen ihre Einwilligung zu einer identifizierenden Berichterstattung geben, während die Rechte ihrer toten Opfer nach zehn Jahren quasi erloschen sind. Der Medienanwalt Christian Schertz nennt das in seinem Meinungstext für „Forum Opferhilfe“ „kaum zu ertragen“.
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