
Foto: ARD Audiothek
Datum: 11.07.2025
BR trennt sich von Alexander Stevens
Nach Kritik an der Liveshow „Tödliche Liebe“ trennt sich der Bayerische Rundfunk vom Strafverteidiger Alexander Stevens. Der True-Crime-Podcast „Schuld und Unschuld“ soll ab Ende Juli inhaltlich und personell weiterentwickelt werden.
Nach mehrfacher Kritik: Der Bayerische Rundfunk (BR) trennt sich vom Strafverteidiger Alexander Stevens. Seit 2020 moderiert Stevens gemeinsam mit der Journalistin Jacqueline Belle den Podcast „Bayern3 True Crime – Schuld und Unschuld“. Nach Angaben der „Mittelbayerischer Zeitung“ kündigte eine BR-Sprecherin an, dass das Format ab Ende Juli „sowohl inhaltlich als auch personell weiterentwickelt wird“.
Zuletzt gab es heftige Kritik an der dazugehörigen Liveshow mit dem Titel „Tödliche Liebe“. Auch das WEISSE RING Magazin berichtete, nachdem sich eine Angehörige des in der Liveshow thematisierten Mordfalles an den WEISSEN RING gewandt hatte. Die Schwester des Opfers hatte schon Wochen vor dem Tourstart versucht, die Darstellung ihres Falls zu verhindern, doch ein Telefonat mit Jaqueline Belle blieb erfolglos. „Das letzte Gespräch mit ihr habe ich heulend beendet“, sagt die Angehörige gegenüber dem WEISSEN RING Magazin. Trotz Bitte der Schwester, den Fall nicht ins Programm aufzunehmen, wurde er Teil der Show. Der Fall wurde anonymisiert.
In ihrer Show bereiten Belle und Stevens den Fall unterhaltsam für ein Event-Publikum auf. Dabei werden laut WEISSER RING Magazin Elemente eingesetzt, die das rechtskräftige Urteil infrage stellen – etwa eine Abstimmung per Smartphone über die Schuld des Täters oder ein aufgezeichnetes Interview, in dem dieser seine eigene Version schildert. Solche Elemente schüren unnötig Zweifel am Rechtssystem und sind eine Zumutung für Angehörige. Ein weiterer Punkt: Alexander Stevens ist der Strafverteidiger des verurteilten Täters. Die Kritik rief auch die Politik auf den Plan – der Bayerische Landtag fordert einen „verbesserten Opferschutz“.
Die beiden Hosts Belle und Stevens reagierten nach der Kritik durch das WEISSE RING Magazin und dem Medienmagazin „Übermedien“: Künftig soll der Fall nicht mehr verwendet werden. Im April 2025 wurde diese Änderung allerdings noch nicht umgesetzt, wie „Übermedien“ berichtete. Auch der BR reagierte und versuchte der Live-Show die Lizenz für die Nutzung des Bayern3-Logos zu entziehen, bisher ohne Erfolg.
Der Strafverteidiger Alexander Stevens sieht darin eine „vertragliche Verletzung“ seitens BR und möchte nun eine Klage vorbereiten, wie die „Mittelbayerischer Zeitung“ berichtet.
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